Der große Bewerbungsratgeber für Natur- & Waldkindergärten
Sie möchten Ihre pädagogische Arbeit ins Freie verlagern und Kinder auf ihrem Weg zu resilienten, naturverbundenen Persönlichkeiten begleiten? Hervorragend! Doch wie überzeugen Sie Ihren Wunscharbeitgeber?
Dieser Ratgeber gibt Ihnen alle Werkzeuge an die Hand, um mit Ihrer Bewerbung zu glänzen – vom perfekten Anschreiben bis zum erfolgreichen Vorstellungsgespräch unter freiem Himmel.
1. Ihr Weg zum Naturpädagogen: Qualifikation & Haltung
Bevor Sie sich bewerben, reflektieren Sie: Was bringe ich mit und was macht eine guten Naturpädagogen aus? Die Arbeit im Freien stellt besondere Anforderungen an Fachkräfte.
Das Fundament: Ihre Ausbildung und Erfahrung
- Pädagogische Grundausbildung: Eine staatliche Anerkennung als Erzieher/in, Kindheitspädagoge/in oder eine vergleichbare, in Deutschland anerkannte Qualifikation ist meist die formale Basis.
- Praxiserfahrung: Jede Erfahrung in der Arbeit mit Kindern ist wertvoll, besonders wenn sie bereits in naturnaher Umgebung gesammelt wurde.
Die Kür: Spezifische Kompetenzen & Haltung für die Naturpädagogik
- Naturverbundenheit & Begeisterung: Authentische Freude am Draußensein bei jedem Wetter ist unerlässlich. Können Sie diese Begeisterung auch an Kinder weitergeben?
- Wetterfestigkeit & Robustheit: Physische und mentale Belastbarkeit sind gefragt, um auch bei Wind, Regen oder Kälte die Freude an der Natur zu bewahren.
- Beobachtungsgabe: Die Fähigkeit, Kinder und Naturphänomene aufmerksam, sensibel und wertfrei wahrzunehmen ist Kernkompetenz.
- Flexibilität & Improvisationstalent: Der Alltag draußen ist weniger planbar. Sie müssen auf Unvorhergesehenes kreativ und besonnen reagieren können.
- Sicherheitsbewusstsein & Risikokompetenz: Ein gutes Gespür für potenzielle Gefahren in der Natur und die Fähigkeit, Kinder im Umgang mit kalkulierbaren Risiken anzuleiten und zu begleiten.
- Teamfähigkeit & Kommunikation: Enge Zusammenarbeit im Team und offene, partnerschaftliche Kommunikation mit Eltern sind entscheidend.
- Bereitschaft zum lebenslangen Lernen: Naturpädagogik und ökologisches Wissen entwickeln sich ständig weiter. Ihre Offenheit für Fortbildung ist ein Plus.
Wertvolle Zusatzqualifikationen & Erfahrungen
- Zertifikate/Weiterbildungen: Abschlüsse in Naturpädagogik, Waldpädagogik, Wildnispädagogik oder Erlebnispädagogik sind ein großes Plus und zeigen Ihr Spezialwissen.
- Erste Hilfe Outdoor: Ein spezieller Erste-Hilfe-Kurs für draußen (z.B. Outdoor First Aid) ist oft Voraussetzung oder sehr erwünscht.
- Handwerkliche Fähigkeiten: Kenntnisse im Schnitzen, Werken mit Naturmaterialien, Feuermachen, Knotenbinden etc. sind praktisch und begeistern Kinder.
- Naturkundliches Wissen: Grundkenntnisse über lokale Pflanzen, Tiere, Pilze, Ökologie und jahreszeitliche Kreisläufe bereichern Ihre Arbeit.
Erfahrungen sammeln & Netzwerken
- Hospitationen: Bitten Sie Naturkitas um die Möglichkeit zur Hospitation – das gibt wertvolle Einblicke und zeigt Ihr hohes Interesse.
- Praktika / FSJ / BFD: Nutzen Sie diese Wege für längere Praxiserfahrungen in der Naturpädagogik.
- Ehrenamt: Engagement bei Naturschutzjugendorganisationen (NAJU, BUNDjugend etc.) oder Umweltbildungszentren sammelt wertvolle Erfahrungen und Kontakte.
- Fachverbände: Eine Mitgliedschaft (z.B. im BvNW) bietet Zugang zu Informationen, Fortbildungen und wichtigen Kontakten in der Szene.
2. Überzeugen auf Papier: Tipps für Ihre Bewerbungsunterlagen
Zeigen Sie klar und authentisch, warum Sie die richtige Person für die Arbeit in diesem Naturkindergarten sind.
2.1. Lebenslauf – Ihr Outdoor-Profil schärfen
- Erfahrungen hervorheben: Beschreiben Sie detailliert (!) alle Tätigkeiten mit Naturbezug (Waldwochen, Naturprojekte, AGs, Praktika in Naturkitas, eigene Projekte). Quantifizieren Sie, wenn möglich (z.B. “Leitung einer wöchentlichen Waldgruppe mit 15 Kindern über ein Jahr”).
- Zusatzqualifikationen prominent platzieren: Alle relevanten Zertifikate (Naturpädagogik, Erste Hilfe Outdoor etc.) sollten sofort ins Auge fallen.
- Private Outdoor-Aktivitäten: Private Hobbys wie Wandern, Klettern, Gärtnern, Imkern, Camping, Pfadfinder-Engagement oder Survival-Training können Ihre Affinität und Kompetenzen unterstreichen.
- Stichworte nutzen: Verwenden Sie gezielt relevante Begriffe in Ihrem Lebenslauf: “Naturpädagogik”, “Outdoor”, “wetterfest”, “Umweltbildung”, “nachhaltig”, “Freispiel”, “Resilienzförderung”.
2.2. Anschreiben – Ihre Motivation im Fokus
Das Anschreiben ist Ihre Chance, Persönlichkeit und Motivation zu zeigen.
- Warum Naturpädagogik? Erklären Sie Ihre persönliche Begeisterung für dieses Konzept. Was fasziniert Sie daran, Kinder in der Natur zu begleiten?
- Warum diese Kita? Zeigen Sie, dass Sie sich intensiv mit dem spezifischen Konzept, der Philosophie und dem Standort der Einrichtung auseinandergesetzt haben. Nehmen Sie Bezug auf deren Website oder Leitbild.
- Ihre Stärken für draußen: Verknüpfen Sie Ihre pädagogischen Fähigkeiten direkt mit den Anforderungen der Naturpädagogik (z.B. “Meine Fähigkeit zur Improvisation hilft mir, spontane Naturereignisse pädagogisch zu nutzen und Kinder darin zu bestärken.”). Nennen Sie konkrete Beispiele aus Ihrer Erfahrung!
- Wetterfestigkeit & Co.: Signalisieren Sie klar Ihre Bereitschaft und Fähigkeit, bei jedem Wetter draußen zu arbeiten. Das ist keine Floskel, sondern eine grundlegende Anforderung.
- Authentizität: Schreiben Sie ehrlich, persönlich und mit Ihrer eigenen Stimme.
2.3. Portfolio (Optional, aber wirkungsvoll)
Ein Portfolio kann Ihre Bewerbung lebendig machen und Ihre praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
- Visuelle Beispiele: Fügen Sie (anonymisierte!) Fotos von durchgeführten Naturprojekten, selbst gebauten Naturmaterial-Spielen oder Land-Art-Aktionen bei.
- Konzeptskizzen: Haben Sie eigene Ideen für Naturprojekte entwickelt? Skizzieren Sie diese kurz und erläutern Sie Ihre pädagogischen Ziele.
- Zertifikate: Legen Sie Kopien relevanter Weiterbildungsnachweise bei.
3. Im Gespräch überzeugen: Das Vorstellungsgespräch
Das Vorstellungsgespräch ist Ihre Chance, persönlich zu überzeugen. In Naturkitas findet ein Teil davon oft draußen statt!
3.1. Fachliche Vorbereitung
- Konzept der Kita: Kennen Sie die spezifischen Schwerpunkte und Besonderheiten der Einrichtung, bei der Sie sich bewerben?
- Naturpädagogisches Wissen: Frischen Sie Ihr Wissen zu Jahreszeitenaktivitäten, Sicherheitsaspekten (Zecken, Giftpflanzen), lokaler Flora/Fauna und bewährten pädagogischen Methoden im Freien auf (siehe unsere Seite zu Pädagogischen Methoden).
- Erste Hilfe: Seien Sie bereit, über Ihre Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Erste Hilfe (insbesondere Outdoor) zu sprechen.
3.2. Praktische Vorbereitung für den Termin
- Kleidung: Wählen Sie wetterfeste, bequeme und gleichzeitig gepflegte Outdoor-Kleidung. Sie sollten signalisieren: “Ich bin bereit, sofort mit den Kindern raus zu gehen!” (Feste, wasserdichte Schuhe, wetterfeste Jacke und Hose sind ein Muss).
- Flexibilität: Seien Sie auf einen Rundgang durchs Gelände oder sogar eine kleine spontane pädagogische Aufgabe im Freien vorbereitet.
- Eigene Fragen: Überlegen Sie sich fundierte Fragen zur pädagogischen Arbeit, zum Team, zum Tagesablauf, zu den Herausforderungen oder zur Einarbeitung – das zeigt Ihr Interesse und Ihre Reflexionsfähigkeit.
3.3. Typische Fragen im Vorstellungsgespräch für Naturkitas
Seien Sie auf diese Art von Fragen vorbereitet, die Ihre Eignung für die Arbeit in der Natur ausloten:
- Umgang mit Wetter: “Stellen Sie sich vor, es regnet seit drei Tagen ununterbrochen – wie gestalten Sie den Vormittag mit den Kindern?”
- Umgang mit Ängsten: “Ein Kind hat große Angst vor Spinnen/Insekten. Wie gehen Sie damit um, ohne die Natur zu dämonisieren?”
- Sicherheitskonzepte: “Welche Sicherheitsmaßnahmen sind Ihnen beim Klettern auf Bäume oder dem Umgang mit Werkzeug besonders wichtig?”
- Konfliktlösung: “Wie würden Sie einen Konflikt zwischen Kindern um einen besonders schönen Stock oder eine Ressource lösen, wenn keine Alternative vorhanden ist?”
- Elternarbeit: “Wie erklären Sie skeptischen Eltern die Vorteile der Matschküche oder des Spiels bei “schlechtem” Wetter?”
- Persönliche Motivation: “Was ist Ihr Lieblings-Naturmaterial und warum? / Welche Naturerfahrung aus Ihrer Kindheit prägt Sie noch heute?”
Authentisch bleiben: Zeigen Sie Ihre Persönlichkeit, Ihre Begeisterung und Ihre Lernbereitschaft. Die Chemie mit dem Team ist in Naturkitas besonders wichtig.
4. Individuelle Unterstützung: Unser Bewerbungscoaching
Sie wünschen sich persönliche Unterstützung? Wir bieten ein maßgeschneidertes Coaching an, bei dem wir Ihre Unterlagen prüfen und Sie gezielt auf Gespräche vorbereiten.
Senden Sie uns eine Anfrage für ein unverbindliches Vorgespräch an info@naturkitas.de.
Letzte Aktualisierung: 25. Juli 2025