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Energie für Entdecker: Ernährung in der Naturkita (DGE-konform)

Kinder in Naturkindergärten sind ständig in Bewegung und verbrauchen viel Energie. Eine ausgewogene Verpflegung ist der entscheidende Treibstoff für ihre Abenteuer. Dieser Ratgeber hilft Ihnen, eine Brotdose zusammenzustellen, die nicht nur im Kita-Alltag funktioniert, sondern sich auch an den offiziellen Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Kita-Verpflegung orientiert.

Unser Ziel: Die professionellen DGE-Empfehlungen alltagstauglich für die Brotdose zu übersetzen.


1. Die DGE-Ampel für die Brotdose: Was gehört hinein?

Die DGE teilt Lebensmittel in eine Art Ampelsystem ein. Das hilft enorm bei der täglichen Auswahl:

GRÜN: Reichlich anbieten

Pflanzliche Lebensmittel & Getränke. Sie sind die Basis jeder Mahlzeit.

  • Getränke: Wasser, ungesüßter Tee.
  • Gemüse & Obst: Bunt und vielfältig.
  • Getreideprodukte: Bevorzugt aus Vollkorn.

GELB: Mäßig, aber regelmäßig

Tierische Lebensmittel. Sie liefern wichtige Nährstoffe, sollten aber nicht dominieren.

  • Milch & Milchprodukte: Joghurt, Käse, Quark.
  • Fleisch, Wurst, Fisch, Eier: Als Ergänzung.

ROT: Sparsam einsetzen

Fett- und zuckerreiche Lebensmittel. Sie sind keine Grundlage, sondern bewusste Extras.

  • Süßigkeiten, süße Aufstriche, Kuchen, Knabberartikel.
  • Auch fettreiche Wurst (Salami) oder Frittiertes gehört hierher.

2. Die Bausteine einer DGE-konformen Brotdose

Packen Sie die Box nach diesem Baukastenprinzip. Eine gute Mahlzeit enthält idealerweise eine Komponente aus jeder der ersten drei Gruppen.

Baustein 1: Getränke & Getreide (Die Basis)

  • Trinken: Eine robuste Flasche mit Wasser oder ungesüßtem Kräuter- oder Früchtetee ist Pflicht.
  • Getreide: Vollkornbrot, -brötchen oder -cracker liefern langanhaltende Energie. Auch Haferflocken (z.B. in Muffins oder Riegeln) sind ideal. Helle Backwaren sind die Ausnahme.

Baustein 2: Gemüse & Obst (Die Vitamin-Helden)

Die Regel “5 am Tag” (3 Portionen Gemüse, 2 Portionen Obst) gilt auch für die Kita.

  • Rohkost-Sticks: Karotten, Gurken, Kohlrabi, Paprika.
  • Klein & praktisch: Kirschtomaten, Radieschen, Weintrauben, Beeren.
  • Saisonales Obst: Apfel- und Birnenspalten, Mandarinen, Melonenstücke.

Baustein 3: Tierische Produkte (Die Protein-Lieferanten)

  • Milchprodukte: Naturjoghurt, Quark-Dips, Käsewürfel oder eine Scheibe Käse auf dem Brot.
  • Fleisch, Fisch & Ei: Ein hartgekochtes Ei oder etwas magerer Aufschnitt sind eine gute Wahl.

Baustein 4: Die bewussten Extras (Das “Seelenfutter”)

Hier kommt die “Rot”-Kategorie der DGE-Ampel ins Spiel. Es geht nicht um ein striktes Verbot, sondern um einen bewussten und seltenen Einsatz.

  • Ein kleiner Keks, ein Mini-Muffin oder ein paar Salzbrezeln.
  • Tipp: Nutzen Sie hierfür ein separates, winziges Döschen. Das signalisiert: “Dies ist etwas Besonderes und nicht die Hauptmahlzeit.”

3. Der Blick auf die Woche: Vielfalt planen wie die Profis

Jeden Morgen die gleiche Frage: “Was packe ich heute ein?” Leicht gerät man in eine Routine. Profis in der Kita-Verpflegung nutzen einen Trick, um für Abwechslung zu sorgen: Sie planen nicht von Tag zu Tag, sondern für eine ganze Woche. Dieses Prinzip können Sie ganz einfach für die Brotdose übernehmen!

Ihr Brotdosen-Wochenplan (Beispiel)

Nutzen Sie eine einfache Tabelle, um die Vielfalt im Blick zu behalten. Das Ziel ist nicht, sich sklavisch daran zu halten, sondern Inspiration zu haben und die Balance über die Woche sicherzustellen. Der Plan zeigt, wie man eine ausgewogene Mischung aus pflanzlichen und tierischen Proteinen (inkl. Fleisch) sicherstellt und dabei die DGE-Empfehlung der ‘mäßigen’ Aufnahme umsetzt.

BausteinMontagDienstagMittwochDonnerstagFreitag
GetreideVollkornbrotDinkel-CrackerHerzhafter MuffinLaugenstangeWrap-Röllchen
GemüseGurken-SticksKirschtomatenPaprika-StreifenKohlrabiMais
ObstApfelspaltenWeintraubenBananeBirnenstückeBeeren-Mix
ProteinKäseHummus-DipMini-FrikadelleFrischkäseHartgekochtes Ei
Extra-1 kleiner Keks-Salzbrezeln-

Inspiration: Die Idee dieses Wochen-Checks stammt aus den professionellen Werkzeugen der FIT KID-Aktion, wie z.B. deren Speiseplan-Checkliste für Kitas.


4. Das Brotdosen-Dilemma: Wenn Kinder unglücklich sind

Auch die gesündeste Brotdose ist wertlos, wenn das Kind sie nicht anrührt oder sich beim Essen unwohl fühlt, weil es “anders” ist als das der Freunde.

Die 80/20-Strategie als DGE-Übersetzung

Die DGE-Ampel lässt sich perfekt in eine alltagstaugliche Regel übersetzen:

  • 80% der Box besteht aus der “Grün”- und “Gelb”-Kategorie: Das ist der nahrhafte Treibstoff.
  • 20% dürfen aus bewussten “Extras” bestehen: Das ist das “Seelenfutter”, das die Essensfreude sichert und dem Kind das Gefühl gibt, nicht verzichten zu müssen.

Sprechen Sie mit den Erziehern! Sie sind Ihre wichtigsten Partner, um eine Lösung zu finden, die gesund ist UND Ihr Kind glücklich macht.


5. Der Essplatz: Ein zentrales Ritual in der Gemeinschaft

Auch wenn die Kinder den ganzen Tag draußen sind, findet das Essen selten auf dem Waldboden oder im Sand statt. Fast jede Naturkita hat einen festen Basislager-Platz, der Struktur und Gemeinschaft schafft.

Am Lagerfeuer, in der Hütte oder auf der Picknickdecke

Das gemeinsame Essen – oft in einer Schutzhütte, einem Bauwagen oder an einem festen Picknickplatz – ist eines der wichtigsten Rituale des Tages. Es ist eine bewusste Pause vom wilden Spiel. Ein gemeinsamer Spruch oder ein Lied läutet die Mahlzeit ein. Hier lernen Kinder, zur Ruhe zu kommen, ihr Essen wertzuschätzen und die Gemeinschaft zu genießen. Die Brotdose sollte also so gepackt sein, dass sie sowohl für das Essen am Tisch als auch für einen schnellen Snack bei einem Ausflug funktioniert.


6. Unser Pakt mit der Natur: Müllfrei im Freien

Im Naturkindergarten steht der respektvolle Umgang mit der Umwelt im Fokus – das beginnt schon beim Pausenbrot. Das Prinzip “Wir hinterlassen keine Spuren” gilt im Wald genauso wie am Strand oder auf der Wiese.

  • Wiederverwendbare Behälter: Stabile Brotdosen mit Fächern ersetzen Alufolie und Plastiktüten.
  • Stoffservietten: Eine kleine, waschbare Stoffserviette ist umweltfreundlich und eine schöne persönliche Note.
  • Kompostierbare Reste: Apfelgriebs oder Bananenschalen kommen in einen extra Beutel und wandern zu Hause in die Biotonne oder auf den Kompost.

7. Essen im Rhythmus der Jahreszeiten

Die Kinder erleben die Natur ganzheitlich – die saisonale Vielfalt von deutschen Feldern und Gärten kann sich auch in der Brotdose widerspiegeln.

Frühling

Radieschen und Schnittlauch im Quark-Dip, Bärlauch-Pesto aufs Brot, knackige Kohlrabi-Sticks und die ersten Rhabarber-Muffins.

Sommer

Heimische Beeren (Erdbeeren, Himbeeren), saftige Wassermelone, Kirschtomaten und Gurkensalat.

Herbst

Frische Apfel- und Birnenspalten, Kürbissuppe in der Thermoskanne und knackige Walnüsse.

Winter

Warmes Porridge in einer Thermosdose, Mandarinen oder Clementinen und warmer Kräutertee.

8. Weiterführende Tipps & Ressourcen aus Deutschland

Hinweis: Dieser Ratgeber wurde unter Einbeziehung von erfahrenen Naturpädagogen entwickelt und übersetzt die DGE-Qualitätsstandards in praxistaugliche Tipps für Eltern.


Letzte Aktualisierung: 07. August 2025