Gesund & Munter im Naturkindergarten: Ein Hygiene-Ratgeber
Draußen spielen, matschen und die Welt entdecken – das stärkt das Immunsystem enorm. Dennoch sind einfache Hygieneregeln im Naturkindergarten entscheidend, um gesund und munter durchs ganze Jahr zu kommen. Als Eltern können Sie Ihr Kind und die Kita dabei aktiv unterstützen.
Dieser Ratgeber gibt Ihnen die wichtigsten Informationen zu den Themen Hygiene und Gesundheit.
1. Krank in der Kita: Ein Leitfaden für den gemeinsamen Umgang
Die Kita-Zeit ist Schnupfen-Zeit – das kennen alle Eltern. So anstrengend das auch ist, es ist ein wichtiger und natürlicher Teil der kindlichen Entwicklung. Jeder Infekt trainiert das Immunsystem und macht es stärker für die Zukunft.
Dennoch hat die Gesundheit aller Kinder und des Teams oberste Priorität. Dieser Leitfaden soll Ihnen als verlässliche Orientierung dienen und basiert auf den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) und dem Infektionsschutzgesetz (IfSG).
Die goldene Regel lautet: Ein krankes Kind, das sich unwohl fühlt, gehört zur Genesung nach Hause in eine liebevolle und ruhige Umgebung.
Wann muss mein Kind definitiv zu Hause bleiben?
Ein Kind gilt als krank und darf die Kita nicht besuchen, wenn es eines der folgenden Hauptsymptome zeigt. Diese Regeln schützen Ihr Kind, die anderen Kinder und das pädagogische Team.
Fieber: Ab 38,5 °C. Das Kind muss mindestens 24 Stunden fieberfrei sein (ohne den Einsatz von fiebersenkenden Mitteln), bevor es die Kita wieder besuchen darf.
Erbrechen und/oder Durchfall: Hier ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch. Nach dem letzten Erbrechen oder Durchfall muss das Kind mindestens 48 Stunden symptomfrei sein.
Starker, beeinträchtigender Husten: Wenn der Husten so stark ist, dass das Kind am normalen Spiel nicht teilnehmen kann oder Atembeschwerden hat.
Ansteckende Krankheiten: Bei Verdacht auf oder bestätigter Diagnose von z.B. Bindehautentzündung, Hand-Mund-Fuß-Krankheit, Scharlach, Windpocken oder Läusebefall.
Allgemeines, starkes Unwohlsein: Ein Kind, das apathisch ist, nicht spielen mag, weinerlich ist oder über unklare Schmerzen klagt, braucht Ruhe und gehört nicht in eine aktive Kindergruppe.
Das “Nur ein Schnupfen”-Dilemma
Eine laufende Nase allein ist meist kein Grund, ein Kind zu Hause zu lassen, solange das Allgemeinbefinden gut ist. Die entscheidende Frage, die Sie sich als Eltern stellen sollten, lautet immer: Ist mein Kind fit genug für einen anspruchsvollen Tag im Freien?
Ja, mein Kind ist fit für die Kita, wenn es…
Nein, mein Kind sollte zu Hause bleiben, wenn es…
✅ …trotz laufender Nase fröhlich und aktiv ist.
❌ …müde, weinerlich und anhänglich ist.
✅ …normal isst und trinkt.
❌ …Appetitlosigkeit zeigt.
✅ …am Gruppengeschehen teilnehmen möchte.
❌ …sich zurückzieht und nicht spielen mag.
Im Zweifel gilt immer: Sprechen Sie mit den Erzieher*innen und lassen Sie Ihr Kind lieber einen Tag länger zu Hause.
Was ist bei ansteckenden Krankheiten zu tun?
Informationspflicht: Laut Infektionsschutzgesetz (IfSG §34) müssen Sie die Kita unverzüglich informieren, wenn bei Ihrem Kind eine ansteckende Krankheit (z.B. Scharlach, Keuchusten, Windpocken, Mumps, Masern, Noro-Virus) festgestellt wurde. Nur so können wir andere Eltern schützen.
Wiederzulassung: Nach bestimmten Krankheiten kann die Kita ein ärztliches Attest verlangen, das bestätigt, dass Ihr Kind wieder gesund und nicht mehr ansteckend ist.
Sanfte Hilfe für kleine Patienten zu Hause
Wenn Ihr Kind krank ist, helfen neben eventueller ärztlicher Behandlung vor allem drei Dinge:
Viel Ruhe
Krank sein ist anstrengend für den kleinen Körper. Ermöglichen Sie Ihrem Kind, sich auszuruhen und viel zu schlafen. Hörspiele oder gemeinsames Vorlesen sind jetzt idealer als aufregende Aktivitäten.
Viel Liebe & Nähe
Das beste Hausmittel ist die liebevolle Zuwendung der Eltern. Kuscheln beruhigt, gibt Sicherheit und stärkt durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin sogar das Immunsystem.
Viel Trinken
Ausreichend Flüssigkeit ist entscheidend, besonders bei Fieber oder Magen-Darm-Infekten. Bieten Sie immer wieder Wasser oder ungesüßten Tee an. Bei starkem Flüssigkeitsverlust kann eine Elektrolytlösung aus der Apotheke sinnvoll sein.
Gemeinsam für die Gesundheit aller
Diese Regeln sind keine Schikane, sondern ein wichtiger Akt der Fürsorge für die gesamte Gemeinschaft. Ein gesundes Umfeld in der Kita ist eine Partnerschaftsaufgabe. Wir danken Ihnen für Ihre Offenheit, Ihr Verständnis und Ihre Kooperation!
Richtiges Händewaschen ist die einfachste und wirksamste Methode, um die Verbreitung von Infektionen zu verhindern. In der Naturkita wird es zu einem wichtigen und festen Ritual.
Wann ist Händewaschen besonders wichtig?
Vor jedem Essen (Frühstück, Vesper, Mittagessen)
Nach jedem Toilettengang (ob im Bauwagen oder hinter einem Busch)
Nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen
Wenn die Hände sichtlich schmutzig sind (nach dem Matschen, Buddeln etc.)
Nach dem Kontakt mit Tieren (z.B. Käfern, Schnecken oder bei einem Hofbesuch)
Wie funktioniert Händewaschen ohne Wasserhahn?
Naturkitas sind Profis darin, Hygiene mobil zu machen. Meist gibt es eine feste “Wasch-Station” an der Schutzhütte oder am Bauwagen mit:
Einem Kanister mit frischem Wasser (oft mit Hahn)
Einer Schüssel zum Auffangen des Wassers
Milder, hautfreundlicher Seife
Einem Handtuch für jedes Kind oder Papiertüchern
Profi-Tipp vom Bundesgesundheitsministerium
Wie erklärt man Kindern Händewaschen richtig? Das Bundesgesundheitsministerium hat einen wunderbaren, kindgerechten Flyer mit den Figuren “Lisa & Paul” erstellt. Er zeigt in einfachen Schritten, wie es geht.
Tipp für Zuhause: Drucken Sie den Flyer aus und hängen Sie ihn neben Ihr Waschbecken. So wird das richtige Händewaschen spielerisch zur Routine!
Zecken gehören in Deutschland zur Natur dazu. Panik ist unangebracht, aber eine gute Vorsorge ist entscheidend, um die Kinder vor Krankheiten wie Borreliose oder FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) zu schützen. Mit einer einfachen Routine wird der Zeckenschutz zum selbstverständlichen Teil des Kita-Alltags.
Schritt 1: Die richtige Vorbereitung (am Morgen)
Lange, helle Kleidung: Lange Ärmel und lange Hosen sind die beste Barriere. Auf heller Kleidung kann man krabbelnde Zecken schneller entdecken.
Hose in die Socken: Ein einfacher Trick, der es Zecken erschwert, unter die Kleidung zu gelangen.
Feste Schuhe: Geschlossene Schuhe statt Sandalen schützen die Füße.
Kopfbedeckung: Eine Mütze oder ein Tuch schützt den Kopf- und Nackenbereich.
Repellents (Insektenschutzmittel): Für zusätzlichen Schutz können Sie kindgerechte Mittel (z.B. mit dem Wirkstoff Icaridin) auf die Haut und Kleidung auftragen. Beachten Sie dabei unbedingt die Altersangaben des Herstellers.
Schritt 2: Das wichtigste Ritual (am Abend)
Das tägliche und gründliche Absuchen des Körpers ist die wirksamste Schutzmaßnahme!
Machen Sie es zur Routine: Direkt nach dem Nachhausekommen, vor oder nach dem Duschen/Baden.
Lieblingsorte der Zecken: Suchen Sie besonders gründlich an warmen, weichen Hautstellen wie:
Haaransatz und hinter den Ohren
Hals und Nacken
Armbeugen und Achselhöhlen
Bauchnabel
Kniekehlen und Leistengegend
Schritt 3: Was tun, wenn eine Zecke zugestochen hat?
Keine Panik! Nicht jeder Zeckenstich führt zu einer Infektion.
Schnell entfernen: Je kürzer die Zecke saugt, desto geringer das Infektionsrisiko. Nutzen Sie eine Zeckenkarte, eine feine Pinzette oder eine Zeckenzange. Greifen Sie die Zecke direkt über der Haut und ziehen Sie sie langsam und gerade heraus.
Kein Öl, Klebstoff oder Alkohol verwenden! Dies kann dazu führen, dass die Zecke ihren Speichel und damit mögliche Erreger in die Wunde abgibt.
Stichstelle beobachten: Notieren Sie das Datum. Bildet sich in den Tagen oder Wochen danach eine ringförmige Rötung (die sogenannte “Wanderröte”), suchen Sie umgehend einen Arzt auf. Auch grippeähnliche Symptome können ein Warnsignal sein.
FSME-Impfung & offizielle Informationen
Gegen die durch Viren ausgelöste FSME gibt es eine wirksame Impfung. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Kinder und Erwachsene empfohlen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen. Ob Ihre Region dazugehört, können Sie auf den Karten des Robert Koch-Instituts (RKI) einsehen. Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Kinderarzt beraten.
BIÖG: Alles über ZeckenUmfassende und verständliche Informationen der Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit
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4. Sonnenschutz: Die Haut vor der Sonne bewahren
Kinderhaut ist besonders dünn und empfindlich. Ein konsequenter Sonnenschutz ist daher unerlässlich, um Sonnenbrand und langfristige Hautschäden zu vermeiden. Die goldene Regel im Naturkindergarten lautet: Meiden, Kleiden, Cremen!
1. Meiden (Schatten suchen)
Naturkitas nutzen instinktiv den besten Schattenspender: die Natur selbst. Die Kinder halten sich oft unter Bäumen auf und meiden die pralle Mittagssonne. Diese natürliche Beschattung ist der erste und wichtigste Schutz.
2. Kleiden (Die beste Barriere)
Kleidung ist der zuverlässigste Sonnenschutz.
Luftige, lange Kleidung: Leichte, dicht gewebte Baumwoll- oder Leinenstoffe schützen die Haut, ohne dass das Kind überhitzt.
UV-Schutzkleidung: Spezielle Kleidung mit ausgewiesenem UV-Schutzfaktor (UPF) ist besonders für sehr helle Hauttypen oder an Tagen mit intensivem Sonnenschein (z.B. am Wasser) eine gute Investition.
Sonnenhut mit breiter Krempe und Nackenschutz: Eine Schirmmütze schützt nur das Gesicht. Ein guter Sonnenhut beschattet auch Ohren und Nacken.
Sonnenbrille: Achten Sie auf einen garantierten UV-400-Schutz und ein CE-Zeichen.
3. Cremen (Die unverzichtbare Ergänzung)
Alle unbedeckten Hautstellen müssen sorgfältig eingecremt werden.
Wann? Cremen Sie Ihr Kind großzügig bereits zu Hause ein, bevor es in die Kita geht. Die Creme braucht ca. 20-30 Minuten, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Was? Verwenden Sie Sonnencreme, die speziell für Kinder entwickelt wurde.
Breitbandschutz: Schutz vor UVA- und UVB-Strahlen.
Ohne Duft- und Konservierungsstoffe: Um die empfindliche Haut nicht zu reizen. Oft sind Produkte mit mineralischen (physikalischen) Filtern wie Zinkoxid oder Titandioxid besser verträglich.
Wasserfest: Auch wenn nicht gebadet wird – durch Schwiten kann der Schutz nachlassen.