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Vom Streitschlichter zum Entwicklungsbegleiter: Konfliktlösung & Mediation in der Kita

Warum Mediation der Schlüssel zu sozialer Kompetenz ist

Konflikte sind ein normaler, unvermeidbarer und vor allem wichtiger Teil der kindlichen Entwicklung. Sie sind keine Störungen im Alltag, sondern wertvolle Lernchancen. Unsere Aufgabe als pädagogische Fachkräfte ist es nicht, Streit zu unterbinden oder als Richter zu entscheiden, wer “Recht” hat. Stattdessen begleiten wir Kinder als Mediatoren: Wir schaffen den Rahmen, in dem sie lernen, ihre eigenen, fairen Lösungen zu finden.

Diese Haltung ist ein fundamentaler Baustein, um die Selbstwirksamkeit, Empathie und soziale Kompetenz der Kinder nachhaltig zu stärfen. Wir befähigen sie für das Leben, anstatt nur eine Situation zu beenden.


Die 5 Phasen der mediativen Konfliktbegleitung

Die Mediation folgt einem klaren, strukturierten Ablauf. Ziel ist es, von der Eskalation zur kooperativen Lösung zu gelangen.

  1. Beruhigen & Rahmen schaffen (Deeskalation) Die akute Situation entschärfen. “Stopp! Wir schauen uns das in Ruhe an.” Den Kindern Raum und Zeit geben, um durchzuatmen und aus der ersten Emotion herauszukommen. Ein neutraler Ort kann dabei helfen.

  2. Perspektiven anhören (Jeder wird gehört) Jedes Kind darf seine Sicht der Dinge ohne Unterbrechung schildern. Die Fachkraft sorgt für einen geschützten Rahmen und aktives Zuhören. Wichtig ist die Regel: “Jeder darf ausreden.”

  3. Gefühle benennen & Bedürfnisse klären Dies ist das Herzstück der Mediation. Die Fachkraft hilft den Kindern, ihre Emotionen und die dahinterliegenden Bedürfnisse zu erkennen und in Worte zu fassen. “Du bist wütend, weil du auch mit dem Stock bauen wolltest.” Hier kommen Ich-Botschaften als zentrales Werkzeug ins Spiel.

  4. Lösungen sammeln (Kreatives Brainstorming) Die Fachkraft fragt: “Was könntet ihr jetzt tun, damit es für euch beide wieder gut ist?” Alle Ideen der Kinder sind erlaubt und werden zunächst ohne Bewertung gesammelt. Das fördert kreatives Denken.

  5. Vereinbarung treffen & Ausprobieren Die Kinder einigen sich auf eine Lösung, die für beide Seiten fair erscheint. Die Fachkraft bestärkt sie in ihrer Entscheidung und fasst die Vereinbarung zusammen. “Okay, ihr habt abgemacht, dass ihr jetzt fünf Minuten abwechselnd die Schaufel benutzt. Probiert das mal aus!”


Das wichtigste Werkzeug: Die Ich-Botschaft

Der Wechsel von anklagenden “Du-Botschaften” zu beschreibenden “Ich-Botschaften” ist der entscheidende Schritt zur Deeskalation und zum gegenseitigen Verständnis.

Von der Anklage zum Wunsch: Ich-Botschaften formulieren

Anklagende “Du-Botschaft”Lösungs-orientierte “Ich-Botschaft"
"Du hast mir alles kaputt gemacht!""Ich bin traurig, weil meine Sandburg jetzt kaputt ist."
"Gib das sofort her, das ist meins!""Ich möchte jetzt bitte mit dem roten Eimer spielen."
"Du bist doof, du darfst nicht mitspielen!""Ich fühle mich ausgeschlossen und möchte gerne mitmachen.”

Als Mediatorin helfen wir den Kindern aktiv bei der Umformulierung ihrer Anliegen.


Die besondere Rolle der Natur bei der Konfliktlösung

Der Naturraum bietet einzigartige Bedingungen, die eine mediative Haltung unterstützen:


Was Kinder durch begleitete Konflikte fürs Leben lernen

  • Ihre eigenen Gefühle und die der anderen wahrzunehmen (Empathie).
  • Für ihre Bedürfnisse einzustehen, ohne andere zu verletzen.
  • Dass ihre Meinung wichtig ist und gehört wird (Wertschätzung).
  • Selbstständig Probleme zu lösen (Selbstwirksamkeit).
  • Kompromisse zu finden und zu verhandeln (Soziale Kompetenz).
  • Dass Beziehungen auch nach einem Streit wieder repariert werden können (Resilienz).

Die Rolle als Mediator ist eine Investition in die charakterliche und soziale Entwicklung jedes einzelnen Kindes.


Letzte Aktualisierung: 07. August 2025