Das Entwicklungsgespräch ist eines der wichtigsten Instrumente zur Gestaltung einer gelingenden Erziehungspartnerschaft. Es ist die Brücke zwischen der pädagogischen Arbeit in der Kita und dem Lebensumfeld des Kindes zu Hause. Gut geführt, schafft es Vertrauen, sorgt für Klarheit und stellt sicher, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen – zum Wohle des Kindes.
Dieser Leitfaden gibt Ihnen eine klare Struktur und praktische Tipps, um Entwicklungsgespräche professionell, empathisch und zielorientiert zu führen. Es ist die direkte Fortsetzung des Pädagogischen Planungsgesprächs (PPG), dessen Ergebnisse die fachliche Grundlage für dieses Gespräch bilden.
Die Struktur: Das Gesprächs-Sandwich als roter Faden
Ein bewährtes Modell für den Aufbau des Gesprächs ist das “Sandwich-Prinzip”. Es sorgt für einen positiven Rahmen, selbst wenn schwierige Themen besprochen werden müssen.
graph TD
A["**1. Positiver Einstieg**<br>Beziehungsebene schaffen, Wertschätzung zeigen"] --> B;
B["**2. Hauptteil: Beobachtungen & Analyse**<br>Stärken, Interessen & Entwicklungsfelder<br>*(Basierend auf dem PPG)*"] --> C;
C["**3. Positiver Abschluss**<br>Gemeinsame Ziele & Vereinbarungen, Dank"]
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style C fill:#d4edda,stroke:#155724,color:#155724
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Phase 1: Die professionelle Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete und Ihr Garant für ein souveränes Gespräch.
PPG-Protokoll zur Hand nehmen: Was sind die Kernaussagen aus der Teambesprechung? Was sind die belegten Stärken und die vereinbarten Ziele?
Portfolio & Dokumentationen sichten: Wählen Sie 1-2 aussagekräftige Beispiele (ein Foto, ein gemaltes Bild, eine Lerngeschichte) aus, die eine Entwicklung oder ein Interesse des Kindes verdeutlichen.
Ein klares Ziel definieren: Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie in diesem Gespräch vermitteln möchten? Was soll am Ende konkret vereinbart werden?
Rahmenbedingungen sicherstellen: Sorgen Sie für einen ruhigen, ungestörten Ort, ausreichend Zeit (ca. 45-60 Min.) und bieten Sie ein Getränk an. Das signalisiert Wertschätzung.
Phase 2: Der Gesprächsablauf im Detail
Der Einstieg (ca. 5 Min.): Schaffen Sie eine positive Atmosphäre. Beginnen Sie mit Smalltalk und einer schönen, aktuellen Anekdote über das Kind. Erklären Sie kurz den Ablauf und das Ziel des Gesprächs.
Ihre Sicht als Erzieher/in (ca. 15 Min.):
Immer mit den Stärken beginnen! Was schätzen Sie am Kind? Was gelingt ihm gut? Wo zeigt es Freude und Engagement?
Beschreiben Sie Ihre Beobachtungen anhand konkreter Beispiele. Statt “Leo ist hilfsbereit” sagen Sie “Mir ist gestern aufgefallen, wie Leo von sich aus der kleinen Mia geholfen hat, ihre Stiefel anzuziehen. Das war toll.”
Sprechen Sie Entwicklungsfelder oder Herausforderungen sachlich an. Nutzen Sie “Ich-Botschaften” (“Ich mache mir Sorgen, dass…”) statt Vorwürfen (“Ihr Kind kann immer noch nicht…”).
Die Sicht der Eltern einholen (ca. 10 Min.): Jetzt ist aktives Zuhören gefragt. Geben Sie den Eltern Raum, ihre Perspektive zu teilen.
“Wie erleben Sie das zu Hause?”
“Gibt es etwas, das Ihnen in letzter Zeit besonders aufgefallen ist?”
“Was sind Ihre Wünsche oder Sorgen?”
Gemeinsame Ziele & Vereinbarungen (ca. 10 Min.): Dies ist der wichtigste Schritt. Führen Sie beide Perspektiven zusammen und formulieren Sie ein gemeinsames, positives Ziel.
Ziel: “Wir möchten beide, dass Marie mutiger auf andere Kinder zugeht.”
Vereinbarung: “In der Kita ermutigen wir sie, im Morgenkreis von ihren Erlebnissen zu erzählen. Vielleicht können Sie zu Hause eine Verabredung mit einem anderen Kind aus der Gruppe anregen?”
Der Abschluss (ca. 5 Min.): Fassen Sie die wichtigsten Ergebnisse und Vereinbarungen kurz zusammen. Bedanken Sie sich für das offene Gespräch und geben Sie einen positiven Ausblick.
Phase 3: Die Nachbereitung
Dokumentieren: Halten Sie die vereinbarten Ziele und Maßnahmen kurz schriftlich fest.
Team informieren: Teilen Sie die relevanten Ergebnisse mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, damit alle am gleichen Strang ziehen.
Umsetzen: Integrieren Sie die vereinbarten Maßnahmen in Ihren pädagogischen Alltag.
Fazit
Das Entwicklungsgespräch ist Ihre Chance, Eltern als Partner zu gewinnen. Mit einer professionellen Struktur, einer wertschätzenden Haltung und einer klaren Zielorientierung wird es zu einem kraftvollen Werkzeug, das die Entwicklung des Kindes nachhaltig unterstützt.