Experimente & Forschendes Lernen: Neugier im Kita-Alltag wecken
Einleitung: Die Welt als Labor
Kinder sind geborene Forscher. Sie wollen die Welt verstehen, Zusammenhänge erkennen und den Dingen auf den Grund gehen. Die Natur ist das größte und spannendste Labor, das man sich vorstellen kann. Unsere Rolle als pädagogische Fachkräfte ist es, diesen angeborenen Forschergeist zu unterstützen, die richtigen Fragen zu stellen und das gemeinsame Staunen zu zelebrieren.
Dieser Leitfaden bietet einfache, aber wirkungsvolle Experimente, die mit wenigen Materialien direkt im Freien durchgeführt werden können.
Die Haltung des Forschers: Fragen statt Antworten
Beim Experimentieren geht es nicht darum, dass die Fachkraft ein Ergebnis vorführt. Der Lernprozess liegt im gemeinsamen Staunen, Vermuten und Ausprobieren.
Vermutungen zulassen: Jede Hypothese ist willkommen und wird wertgeschätzt. Es gibt kein “richtig” oder “falsch” beim Raten.
Den Prozess begleiten: Helfen Sie den Kindern, ihre Beobachtungen in Worte zu fassen: “Ich sehe, dass…”, “Ich fühle…”.
Staunen Sie mit! Ihre eigene Neugier ist die beste Motivation für die Kinder.
Einfache Experimente für Draußen
Was schwimmt, was sinkt?
Die Forschungsfrage: Welche Dinge aus dem Wald können schwimmen? Was ihr braucht: Eine große Wasserschale oder eine Pfütze, verschiedene Naturmaterialien (Stock, Stein, Blatt, Feder, Zapfen etc.).
Die Kinder sammeln verschiedene Gegenstände.
Vor jedem Gegenstand wird gemeinsam überlegt: “Was glaubt ihr, schwimmt er oder geht er unter?”
Die Gegenstände werden vorsichtig ins Wasser gelegt und das Ergebnis wird beobachtet.
Die Erklärung für Kinder: “Leichte Dinge mit viel Luft darin, wie ein trockener Stock, können schwimmen. Schwere, dichte Dinge wie ein Stein gehen unter.”
Die Wasser-Lupe
Die Forschungsfrage: Können wir mit Wasser Dinge vergrößern? Was ihr braucht: Einen dunklen Untergrund (z.B. ein Stück Rinde), eine Pipette oder ein Blatt mit Stiel, Wasser.
Legen Sie ein interessantes kleines Objekt (z.B. ein Käfer, ein Moosstück) auf den Untergrund.
Tropfen Sie mit der Pipette vorsichtig einen einzigen, großen Wassertropfen direkt auf das Objekt.
Schauen Sie von oben auf den Tropfen. Er wirkt wie eine Lupe!
Die Erklärung für Kinder: “Der runde Bauch des Wassertropfens biegt das Licht, genau wie ein Vergrößerungsglas. Deshalb sehen die Dinge darunter riesig aus.”
Die Schatten-Uhr
Die Forschungsfrage: Bewegt sich unser Schatten im Laufe des Tages? Was ihr braucht: Einen sonnigen Tag, einen geraden Stock, ein paar Steine.
Stecken Sie den Stock am Morgen an einem sonnigen Platz senkrecht in den Boden.
Markieren Sie die Spitze des Schattens mit einem Stein. Schreiben Sie “Morgen” darauf.
Schauen Sie zur Mittagszeit noch einmal nach. Markieren Sie die neue Schatten-Spitze.
Wiederholen Sie das Ganze am Nachmittag und staunt, wie der Schatten gewandert ist.
Die Erklärung für Kinder: “So wie sich die Sonne am Himmel bewegt, so wandert auch unser Schatten auf der Erde. Früher haben die Menschen so die Zeit gemessen.”
Der Blätterboot-Wettbewerb
Die Forschungsfrage: Welches Blatt fährt am schnellsten? Was ihr braucht: Eine Pfütze, einen Bach oder eine Wasserschale, verschiedene große Blätter (z.B. Ahorn, Eiche, Buche).
Jedes Kind sucht sich sein “Rennboot” (ein großes, stabiles Blatt).
Alle Boote werden gleichzeitig an einer Startlinie ins Wasser gelegt.
Die Kinder pusten kräftig, um ihr Boot anzutreiben.
Beobachtet: Welches Blatt ist am schnellsten? Welches kentert leicht? Warum?
Die Erklärung für Kinder: “Der Wind von eurem Pusten schiebt das Boot an. Große Blätter fangen viel Wind, sind aber vielleicht auch wackeliger als kleine, stabile Blätter.”
Der Regenmesser
Die Forschungsfrage: Wie viel Regen ist heute Nacht gefallen? Was ihr braucht: Eine leere Plastikflasche, eine Schere, einen wasserfesten Stift, Steine.
Schneiden Sie den oberen Teil der Flasche ab (Vorsicht, nur Erwachsene!).
Legen Sie ein paar Steine in den Boden der Flasche, damit sie nicht umkippt.
Stülpen Sie das abgeschnittene Oberteil umgedreht als Trichter in die Flasche.
Malen Sie mit dem Stift eine Skala (Striche im Abstand von 1 cm) an die Seite.
Stellen Sie den Regenmesser an einem freien Platz auf und schaut nach dem nächsten Regen nach.
Die Erklärung für Kinder: “Der Trichter fängt den Regen auf und in unserer Flasche können wir genau ablesen, wie viele Fingerbreit hoch das Wasser gestiegen ist.”
Die Rinden-Reibung
Die Forschungsfrage: Hat jeder Baum eine andere Haut? Was ihr braucht: Dünnes Papier (z.B. Butterbrotpapier), Wachsmalstifte (ohne Papierhülle).
Die Kinder suchen sich einen Baum mit einer interessanten Rindenstruktur.
Legen Sie das Papier flach auf die Rinde.
Reiben Sie mit der flachen Seite des Wachsmalstiftes fest über das Papier.
Das Muster der Rinde erscheint wie von Zauberhand auf dem Papier. Vergleicht die Muster von Eiche, Birke und Buche!
Die Erklärung für Kinder: “Jeder Baum hat eine einzigartige Rinde, wie ein Fingerabdruck. Mit dem Stift können wir dieses Muster sichtbar machen und sammeln.”
Einfache Experimente für Drinnen (an Regentagen)
Der Vulkan-Ausbruch
Die Forschungsfrage: Wie bricht ein Vulkan aus? Was ihr braucht: Eine kleine Plastikflasche, ein Tablett, Natron (Backpulver), Essig, Spülmittel, rote Lebensmittelfarbe (optional).
Stellt die Flasche auf das Tablett. Formt optional einen Berg aus Knete oder Lehm darum.
Füllt zwei Löffel Natron, einen Tropfen Spülmittel und etwas rote Farbe in die Flasche.
Gießt einen guten Schuss Essig hinzu und tretet einen Schritt zurück!
Die Erklärung für Kinder: “Wenn das saure Essig auf das Natron trifft, entsteht ein Gas mit ganz vielen Blubberblasen. Das Gas braucht Platz und schiebt den ganzen Schaum aus dem Vulkan heraus.”
Die Kresse-Köpfe
Die Forschungsfrage: Was braucht ein Samen zum Wachsen? Was ihr braucht: Leere Eierschalen, Watte, Kressesamen, Wasser, Stifte.
Malt lustige Gesichter auf die Eierschalen.
Befeuchtet die Watte und legt sie vorsichtig in die Eierschalen.
Streut die Kressesamen auf die feuchte Watte.
Stellt die Kresse-Köpfe an einen hellen Ort (z.B. Fensterbank) und haltet die Watte immer feucht.
Beobachtet, wie nach wenigen Tagen die grünen “Haare” zu wachsen beginnen.
Die Erklärung für Kinder: “Im Samen schläft eine kleine Pflanze. Mit Wasser und Licht wecken wir sie auf, und sie fängt an zu wachsen, um groß und stark zu werden.”
Der tanzende Pfeffer
Die Forschungsfrage: Kann man Pfeffer bewegen, ohne ihn anzufassen? Was ihr braucht: Einen tiefen Teller, Wasser, gemahlener Pfeffer, ein Tropfen Spülmittel.
Füllt den Teller mit Wasser.
Streut vorsichtig Pfeffer auf die Wasseroberfläche, sodass er schwimmt.
Taucht einen Finger ins Wasser. Nichts passiert.
Macht einen Tropfen Spülmittel auf eure Fingerspitze und taucht sie erneut in die Mitte des Tellers.
Beobachtet, wie der Pfeffer blitzschnell an den Rand flieht!
Die Erklärung für Kinder: “Das Wasser hat eine unsichtbare Haut, die Oberflächenspannung. Das Spülmittel macht diese Haut kaputt, und das Wasser zieht sich so schnell zurück, dass es den Pfeffer mitreißt.”
Regen in der Tüte
Die Forschungsfrage: Wo geht das Wasser aus einer Pfütze hin? Was ihr braucht: Ein verschließbarer Plastikbeutel (Ziploc), Wasser, blaue Lebensmittelfarbe (optional), Klebeband.
Füllt den Beutel zu etwa einem Viertel mit Wasser (und optional ein paar Tropfen Farbe).
Verschließt den Beutel sicher und klebt ihn an ein sonniges Fenster.
Beobachtet über mehrere Stunden: Das Wasser verdunstet durch die Wärme der Sonne und sammelt sich als kleine Tröpfchen am oberen Teil des Beutels.
Wenn genug Tröpfchen da sind, laufen sie als “Regen” wieder nach unten.
Die Erklärung für Kinder: “Die Sonne macht das Wasser so warm, dass es unsichtbar wird und nach oben steigt, wie eine Wolke. Oben kühlt es ab und wird wieder zu Tropfen, die wie Regen nach unten fallen.”