Kletterbäume und Wasserstellen sind magische Anziehungspunkte für Kinder. Sie bieten intensive Naturerfahrungen, fördern die Motorik und regen die Fantasie an. Damit diese besonderen Orte sicher genutzt werden können, bedarf es klarer Regeln und einer bewussten pädagogischen Begleitung.
Der Kletterbaum: Mehr als nur ein Spielgerät
Ein Baum ist kein genormtes Spielgerät. Seine Nutzung erfordert eine sorgfältige Abwägung und klare Absprachen.
Vor dem Klettern: Die Auswahl des richtigen Baumes
Nicht jeder Baum ist ein Kletterbaum. Ein geeigneter Baum…
- …ist gesund und stabil (regelmäßige Prüfung durch Fachperson!).
- …hat niedrig ansetzende, dicke Äste, die gut zu greifen sind.
- …weist keine V-förmigen Astgabeln auf, die zu Kopffangstellen werden können.
- …steht auf weichem Untergrund (Waldboden, Wiese), nicht auf steinigem Boden.
- …hat keine gefährliche Umgebung (keine Zäune, Abhänge oder Straßen in direkter Nähe).
Regeln für das sichere Klettern
Erarbeiten Sie gemeinsam mit den Kindern einfache und klare Kletterregeln.
Die Höhen-Regel
Legen Sie eine maximale Kletterhöhe fest, z.B. “so hoch, wie ein Erzieher noch helfen kann”. Markieren Sie diese Höhe mit einem bunten, verrottbaren Wollfaden am Stamm.
Die Drei-Punkte-Regel
“Immer drei Punkte am Baum haben”: Zwei Hände und ein Fuß, oder zwei Füße und eine Hand. Üben Sie dies mit den Kindern in geringer Höhe.
Die Zustands-Regel
“Wir klettern nur auf trockenen Bäumen.” Bei Nässe oder Frost ist Kletterverbot, da die Rinde rutschig ist.
Die Abstands-Regel
“Jeder klettert für sich.” Es wird genügend Abstand zum Vordermann gehalten und niemand von unten geschubst oder abgelenkt.
Ihre Rolle als Erzieher:
- Begleiten, nicht heben: Ermutigen Sie die Kinder, es selbst zu schaffen. Leisten Sie nur im Notfall Hilfestellung.
- Ausstieg planen: Sprechen Sie mit dem Kind, bevor es hochklettert: “Wie kommst du wieder runter?” Der Abstieg ist oft schwieriger als der Aufstieg.
- Auf den Boden achten: Sorgen Sie dafür, dass der Fallraum unter dem Baum frei von Hindernissen wie Steinen oder Rucksäcken ist.
Die Wasserstelle: Faszination und Verantwortung
Wasser übt eine immense Anziehungskraft aus. Ob Bach, Teich oder große Pfütze – die Sicherheit hat hier oberste Priorität.
Grundsatz: Ständige und direkte Aufsicht
Am Wasser gilt: Keine Kompromisse bei der Aufsicht!
- Ein oder mehrere Erzieher sind ausschließlich für die Beobachtung der Kinder am und im Wasser zuständig.
- Die aufsehende Person beteiligt sich nicht an anderen Aktivitäten und lässt sich nicht ablenken.
- Die Anzahl der Kinder, die gleichzeitig am Wasser spielen dürfen, sollte begrenzt und an die Gruppengröße und die Gegebenheiten angepasst sein.
Regeln für das Spiel am Wasser
Auch hier sind klare und einfache Regeln unerlässlich.
- Die Stopp-Linie: Legen Sie eine klare Grenze fest (z.B. ein großer Stein, ein umgefallener Baum), bis zu der die Kinder ohne direkte Begleitung dürfen. Das Betreten des Wassers erfolgt nur nach expliziter Erlaubnis.
- Die Wassertiefe: Definieren Sie, wie tief die Kinder ins Wasser dürfen. Eine einfache Regel ist “Bis zu den Gummistiefeln” oder “Bis zu den Knien”.
- Die Material-Regel: Klären Sie, was ins Wasser geworfen werden darf (Blätter, Stöcke) und was nicht (große Steine).
- Die Tier-Regel: “Wir beobachten die Tiere im Wasser, aber wir fangen sie nicht.” Respekt vor der Natur ist ein wichtiger Lerninhalt.
Sicherheits-Check der Umgebung:
- Uferbeschaffenheit: Gibt es steile, rutschige Abbruchkanten?
- Strömung: Wie stark ist die Strömung, besonders nach Regen?
- Wasserqualität: Sind Verunreinigungen sichtbar?
- Gefahren im Wasser: Liegen Glasscherben oder andere gefährliche Gegenstände im Wasser? (Vor dem Spiel prüfen!)
Mit einer guten Vorbereitung und klaren Regeln ermöglichen Sie den Kindern wertvolle und sichere Erfahrungen an diesen besonderen Orten der Natur.
Letzte Aktualisierung: 15. Oktober 2025