Die Spielplatznorm DIN EN 1176 einfach erklärt
Als Träger einer Kindertageseinrichtung sind Sie für die Sicherheit der Ihnen anvertrauten Kinder verantwortlich. Eine zentrale Rolle spielt dabei die DIN EN 1176 “Spielplatzgeräte und Spielplatzböden”. Sie ist der anerkannte Stand der Technik und die wichtigste Grundlage für die Planung, den Bau und den Betrieb eines sicheren Außengeländes.
Auch wenn Sie kein Techniker sind, ist ein Grundverständnis dieser Norm unerlässlich, um bei der Planung die richtigen Entscheidungen zu treffen und im Betrieb Ihre Verantwortung wahrzunehmen.
mindmap root((DIN EN 1176)) **Kernziele** Standsicherheit & Stabilität Schutz vor Fangstellen (Strangulation etc.) Minderung von Sturzfolgen **Wichtige Begriffe** Freie Fallhöhe Fallraum & Aufprallfläche Fangstellen (Maße) Leicht vs. erschwert zugänglich **Verantwortung des Trägers** Planung & Kauf Installation Abnahme (Prüfung) Betrieb (Inspektion & Wartung)
Die Kernziele der DIN EN 1176
Die Norm zielt nicht darauf ab, jede Beule und jeden Kratzer zu verhindern. Verletzungen wie Prellungen oder ein gebrochener Arm sind Teil des Lebens- und Spielrisikos.
Das Hauptziel der Norm ist die Vermeidung von Unfällen mit schweren, dauerhaften oder tödlichen Folgen.
Dies wird vor allem durch drei Kernbereiche erreicht:
- Standsicherheit und Stabilität: Das Gerät darf nicht zusammenbrechen.
- Schutz vor Strangulation und Einklemmungen: Vermeidung von Fangstellen für Kopf, Hals, Finger oder Kleidung.
- Minderung von Sturzfolgen: Anforderungen an Fallschutz und Absturzsicherungen.
Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt
Begriff | Erklärung | Warum es für Sie wichtig ist |
---|---|---|
Freie Fallhöhe | Der größte senkrechte Abstand zwischen der Stand- oder Sitzfläche, auf der ein Kind steht, und dem Boden darunter. Die maximal erlaubte Fallhöhe auf Spielplätzen beträgt 3 Meter. | Die Fallhöhe bestimmt, welche Art von Fallschutz (Bodenmaterial) Sie unter dem Gerät benötigen. Dies ist ein entscheidender Kosten- und Planungsfaktor. |
Fallraum | Der Raum, den ein stürzendes Kind durchquert. Dieser Raum muss frei von Hindernissen sein (z.B. andere Geräte, Pfosten, harte Kanten). | Bei der Anordnung der Geräte müssen Sie auf ausreichende Abstände achten. Zwei Schaukeln dürfen nicht so nah beieinander stehen, dass ihre Fallräume sich überschneiden. |
Aufprallfläche | Die Fläche auf dem Boden, auf die ein Kind stürzen kann. Ihre Größe hängt von der Fallhöhe ab. | Diese Fläche muss mit einem geeigneten, stoßdämpfenden Material (z.B. Sand, Kies, Hackschnitzel, Fallschutzplatten) ausgelegt sein. |
Fangstellen | Öffnungen an einem Gerät, in denen sich Körperteile (Kopf, Hals, Finger) oder Kleidung (Kordeln) verfangen können, was zu schweren Verletzungen führen kann. | Die Norm definiert exakte Maße für Öffnungen, um dies zu verhindern. Dies ist ein Hauptprüfpunkt bei der Sicherheitsinspektion. |
Leicht zugänglich vs. erschwert zugänglich | ”Leicht zugängliche” Geräte (z.B. über eine Treppe erreichbar) sind auch für U3-Kinder nutzbar und haben daher höhere Sicherheitsanforderungen (z.B. frühere Brüstungen). “Erschwert zugängliche” Geräte (z.B. über eine hohe Leiter) richten sich an ältere Kinder. | Diese Unterscheidung ist entscheidend bei der Auswahl von Geräten für altersgemischte Gruppen und beeinflusst die Anforderungen an Absturzsicherungen. |
Die Normenreihe im Überblick
Die DIN EN 1176 besteht aus mehreren Teilen:
- Teil 1: Allgemeine sicherheitstechnische Anforderungen (das wichtigste Dokument).
- Teil 2-6: Spezifische Anforderungen für Schaukeln, Rutschen, Seilbahnen, Karussells und Wippgeräte.
- Teil 7: Anleitung für Installation, Inspektion, Wartung und Betrieb. (Für Sie im laufenden Betrieb essenziell!).
- Weitere Teile für spezielle Geräte wie Raumnetze.
Ihre Verantwortung als Träger:
- Planung & Kauf: Kaufen Sie nur Geräte, die nach DIN EN 1176 zertifiziert sind. Lassen Sie die Planung des Außengeländes von fachkundigen Personen durchführen.
- Installation: Sorgen Sie für eine fachgerechte Installation gemäß Herstellerangaben.
- Abnahme: Lassen Sie den fertiggestellten Spielplatz vor der Inbetriebnahme von einem qualifizierten Spielplatzprüfer abnehmen.
- Betrieb: Etablieren Sie ein System für die regelmäßige Inspektion und Wartung (siehe Artikel dazu).
Ein grundlegendes Verständnis der DIN EN 1176 schützt nicht nur die Kinder, sondern auch Sie als Träger vor rechtlichen Konsequenzen.
Letzte Aktualisierung: 15. Oktober 2025