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Eigenbau von Spielgeräten in der Kita: Was Träger beachten müssen

Der Wunsch, Spielgeräte in Eigenregie – oft im Rahmen einer Elternaktion oder durch den kommunalen Bauhof – zu errichten, ist verständlich. Es scheint kostengünstig, individuell und fördert die Gemeinschaft. Doch der Eigenbau birgt erhebliche rechtliche und sicherheitstechnische Fallstricke.

Als Träger übernehmen Sie für ein selbstgebautes Gerät die volle Herstellerhaftung. Das bedeutet, Sie sind dafür verantwortlich, dass das Gerät exakt die gleichen Sicherheitsstandards erfüllt wie ein zertifiziertes und gekauftes Gerät.

Welche Anforderungen muss ein Eigenbau-Gerät erfüllen?

Ein selbstgebautes Spielgerät muss alle relevanten Anforderungen der DIN EN 1176 erfüllen. Dazu gehören unter anderem:

  • Materialauswahl: Das Holz muss geeignet (z.B. Eiche, Robinie), dauerhaft und frei von schädlichen Stoffen sein. Kesseldruckimprägniertes Holz ist oft problematisch.
  • Statik und Stabilität: Das Gerät muss den zu erwartenden Belastungen sicher standhalten. Dies erfordert oft eine statische Berechnung.
  • Maßliche Sicherheit: Alle Maße bezüglich Fallschutz, Fallräumen, Fangstellen (Kopf, Hals, Finger, Kordel), Geländern, Brüstungen etc. müssen exakt eingehalten werden.
  • Verarbeitung: Alle Kanten müssen gerundet, alle Oberflächen splitterfrei und alle Verbindungen fachgerecht ausgeführt sein.

Der richtige Weg: Zusammenarbeit mit einem Spielplatzprüfer

graph TD
    subgraph "Der sichere Weg zum Eigenbau"
        A["**1. Planung & Skizze**
        Detaillierten Bauplan erstellen"]
        
        B["**2. Vorab-Prüfung durch Sachkundigen**
        Plan VOR Baubeginn prüfen lassen.
        Dies ist der wichtigste Schritt!"]
        
        C["**3. Bauphase**
        Nach Vorgaben des Prüfers bauen.
        Prozess mit Fotos dokumentieren."]
        
        D["**4. Abnahmeprüfung durch Sachkundigen**
        Fertiges Gerät VOR Freigabe
        final abnehmen lassen."]
        
        E["**5. Freigabe**
        Erst nach erfolgreicher Abnahme
        dürfen die Kinder das Gerät nutzen."]
    end

    A --> B --> C --> D --> E

    %% --- Styling ---
    %% Betont die kritischen Prüfschritte als "STOP & CHECK"-Punkte
    style B fill:#ffe6e6,stroke:#c00,stroke-width:2px
    style D fill:#ffe6e6,stroke:#c00,stroke-width:2px
    %% Betont das erfolgreiche, sichere Ende des Prozesses
    style E fill:#e6f3e6,stroke:#006400,stroke-width:2px

Ein Eigenbau-Projekt sollte niemals ohne die Begleitung eines qualifizierten Spielplatzprüfers (Sachkundiger nach DIN 79161) durchgeführt werden.

Der Prozess sollte so aussehen:

  1. Planungsphase: Erstellen Sie eine detaillierte Skizze oder einen Bauplan.
  2. Vorab-Prüfung: Legen Sie diesen Plan dem Spielplatzprüfer vor Baubeginn zur Prüfung vor. Er wird Sie auf potenzielle Schwachstellen, falsche Maße oder ungeeignete Materialien hinweisen.
  3. Bauphase: Setzen Sie die Änderungen und Vorgaben des Prüfers um. Dokumentieren Sie den Bauprozess mit Fotos.
  4. Abnahmeprüfung: Nach Fertigstellung, aber vor der Freigabe für die Kinder, muss der Spielplatzprüfer das Gerät vor Ort abnehmen. Er prüft die Übereinstimmung mit der Norm und erstellt ein Prüfprotokoll.
  5. Freigabe: Erst nach erfolgreicher Abnahme darf das Gerät von den Kindern genutzt werden.

Was ist für den Eigenbau geeignet – und was nicht?

Eher ungeeignet für den EigenbauEher geeignet für den Eigenbau (mit Fachbegleitung)
Dynamische Geräte: Schaukeln, Wippen, Karussells. Die hier wirkenden Kräfte und der Verschleiß sind ohne ingenieurtechnisches Wissen kaum sicher zu beherrschen.Statische, einfache Geräte: Balancierbalken, Sandkasteneinfassungen, kleine Podeste, Matschküchen.
Geräte mit hoher Fallhöhe: Klettertürme, hohe Spielhäuser. Die Anforderungen an Statik und Absturzsicherungen sind sehr komplex.Naturnahe Gestaltungselemente: Sitzgruppen aus Baumstämmen, Weidentunnel, Einfassungen für Beete.
Rutschen: Die richtige Neigung und der sichere Auslauf sind schwer zu konstruieren.Reparaturen in Eigenregie: Kleinere Reparaturen (z.B. Austausch eines Brettes) sind möglich, sollten aber nur mit Original-Ersatzteilen oder Materialien gleicher Güte erfolgen. Größere Eingriffe sind wie ein Neubau zu behandeln.

Fazit: Der Eigenbau von Spielgeräten ist eine hoch anspruchsvolle Aufgabe, die nicht unterschätzt werden darf. Ohne die enge Begleitung durch einen Sachverständigen ist das Risiko für Sie als Träger unkalkulierbar. In vielen Fällen ist der Kauf eines zertifizierten Gerätes langfristig die sicherere und oft auch wirtschaftlichere Lösung.


Letzte Aktualisierung: 15. Oktober 2025