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Fallschutz, Fangstellen & Geländer: Details der DIN EN 1176

Dieser Artikel vertieft drei der kritischsten Sicherheitsaspekte der DIN EN 1176. Ein Verständnis dieser Details ist für die Planung, Abnahme und Wartung Ihres Außengeländes von entscheidender Bedeutung.

graph LR
    A["**Prinzip: Fallhöhe**
    Je höher die Fallhöhe..."] --> B["**Konsequenz: Boden**
    ...desto besser muss der
    stoßdämpfende Boden sein."]

    style A fill:#e6f3e6,stroke:#006400,color:#000
    style B fill:#e6f3e6,stroke:#006400,color:#000
graph TD
    C["**Gefahr: Fangstellen**
    (Gefahr des Einklemmens)"]
    
    C --> F1["Kopf & Hals"]
    C --> F2["Kleidung (Kordeln)"]
    C --> F3["Finger"]

    style C fill:#ffe6e6,stroke:#c00,color:#000
    style F1,F2,F3 fill:#f3e6ff,stroke:#6a0dad,color:#000
graph LR
    D["**Prinzip: Absturzsicherung**
    Fallhöhe & Zugänglichkeit..."] --> E{"...entscheiden über die Art
    der Sicherung"}
    E --> G1["Geländer (offen)"]
    E --> G2["Brüstung (geschlossen)"]

    style D fill:#e6f2ff,stroke:#005c99,color:#000
    style E fill:#e6f2ff,stroke:#005c99,color:#000
    style G1,G2 fill:#f3e6ff,stroke:#6a0dad,color:#000

1. Fallschutz: Den richtigen Boden für die richtige Höhe wählen

Der stoßdämpfende Boden unter einem Spielgerät ist die wichtigste passive Sicherheitsmaßnahme. Seine Aufgabe ist es, die Aufprallenergie bei einem Sturz zu reduzieren.

Die Regel ist einfach: Je höher die freie Fallhöhe, desto besser muss der Boden dämpfen.

Freie FallhöheZulässige Bodenmaterialien (Beispiele nach dt. Anhang der Norm)Wichtige Hinweise
bis 60cmJeder Untergrund, z.B. Pflaster, Beton, verdichteter Boden.Achtung bei U3-Kindern! Diese Höhe ist für Krabbelkinder bereits zu hoch. Hier sollte der Untergrund verletzungsarm sein.
bis 100cmOberboden (Mutterboden).Verdichtet sich bei intensiver Nutzung stark und verliert an Dämpfung.
bis 150cmRasen (bei guter, dichter Grasnarbe).Spielt sich unter Geräten (z.B. Schaukeln) schnell ab und wird dann unwirksam. Nur für wenig genutzte Bereiche geeignet.
bis 200cmSand, Kies, Hackschnitzel, Rindenmulch (Mindestschichtdicke 30 cm*). Synthetische Fallschutzplatten.Die am häufigsten genutzte Kategorie.
bis 300cmSand, Kies, Hackschnitzel, Rindenmulch (Mindestschichtdicke 40 cm*). Synthetische Fallschutzplatten (nach Herstellerangabe).Für hohe Klettergeräte. Die maximale Fallhöhe auf Spielplätzen.

*Die Norm fordert 20 bzw. 30 cm, zuzüglich 10 cm als Wegspielreserve. In der Praxis sind also 30 bzw. 40 cm einzubauen.

Wahl des Materials - Vor- und Nachteile:

  • Lose Schüttmaterialien (Sand, Kies, Hackschnitzel):
    • Vorteile: Günstig in der Anschaffung, hoher Spielwert (Sand), naturnahe Optik.
    • Nachteile: Hoher Wartungsaufwand (Auflockern, Nachfüllen, Reinigung), wird in andere Bereiche getragen, nicht barrierefrei.
  • Synthetischer Fallschutz (Platten, gegossene Böden):
    • Vorteile: Geringer Wartungsaufwand, langlebig, barrierefrei, in vielen Farben erhältlich.
    • Nachteile: Hohe Anschaffungskosten, kann bei Nässe rutschig sein, altert durch UV-Strahlung.

2. Fangstellen: Die unsichtbare Gefahr

Fangstellen sind Öffnungen, die harmlos aussehen, aber tödliche Folgen haben können. Die Norm ist hier sehr streng.

Art der FangstelleBeschreibungTypisches Beispiel
Kopf- & HalsfangstellenÖffnungen, in die ein Kind mit dem Körper hindurchrutschen kann, der Kopf aber stecken bleibt.Zu großer Abstand zwischen der obersten Leitersprosse und der Plattform; V-förmige Astgabeln; überstehende Latten an Zäunen.
KordelfangstellenSpalten, Rutschenübergänge oder hervorstehende Teile, an denen sich Kordeln von Jacken oder Helmen verfangen können.Spalt zwischen Rutschenwand und Plattform; hervorstehende Schrauben.
FingerfangstellenKleine Öffnungen in beweglichen Teilen, in denen Finger gequetscht oder abgetrennt werden können.Öffnungen in den Gelenken einer Wippe; Kettenglieder bei Schaukeln.

Als Träger müssen Sie sicherstellen, dass alle Geräte auf diese Gefahren geprüft sind. Dies ist Aufgabe des qualifizierten Spielplatzprüfers.

3. Absturzsicherungen: Geländer vs. Brüstung

Die Art der Absturzsicherung hängt von der Fallhöhe und der Zugänglichkeit des Gerätes ab.

  • Geländer: Ein offener Holm. Kinder können hindurchrutschen. Ein Geländer soll einen unbeabsichtigten Sturz verhindern, erlaubt aber bewusstes Abspringen oder Durchklettern.
    • Einsatz: Bei erschwert zugänglichen Geräten ab 1 m bis 2 m Fallhöhe.
  • Brüstung: Eine geschlossene, flächige Absturzsicherung (z.B. eine Holzwand). Sie verhindert auch ein Hindurchrutschen.
    • Einsatz: Bei leicht zugänglichen Geräten bereits ab 60 cm Fallhöhe und bei erschwert zugänglichen Geräten über 2 m Fallhöhe.

Die Kernaussage für die Planung: Planen Sie einen U3-Bereich, sind die Geräte “leicht zugänglich”. Das bedeutet, Sie benötigen fast immer teurere und spielerisch einschränkendere Brüstungen. Für Ü3-Kinder können Sie mit “erschwert zugänglichen” Geräten mehr Wagnisse und Freiräume schaffen.


Letzte Aktualisierung: 15. Oktober 2025