Standortrisiko Jagdgebiet: Leitfaden für eine sichere Koexistenz
Die meisten Wälder in Deutschland werden jagdlich bewirtschaftet. Die Gründung einer Naturkita in einem Wald bedeutet daher fast immer die Gründung in einem Jagdrevier. Dies ist kein Hindernis, erfordert aber eine enge, vertrauensvolle und proaktive Kooperation mit den Jagdausübungsberechtigten (Jagdpächtern).
Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie eine sichere und für alle Seiten gewinnbringende Koexistenz gestalten.
Die potenziellen Risiken & Konflikte
- Direkte Gefahr durch den Jagdbetrieb: Das größte Risiko geht von laufenden Jagden aus, insbesondere von Gesellschaftsjagden (z.B. Drückjagden), bei denen sich viele Jäger und Treiber im Gebiet bewegen.
- Indirekte Gefahren durch jagdliche Einrichtungen: Hochsitze und Leitern können für Kinder eine hohe Anziehungskraft zum Klettern haben, sind aber nicht als Spielgeräte konzipiert und können unsicher sein.
- Konfliktpotenzial: Der Kita-Betrieb könnte den Jagdbetrieb stören (z.B. durch Beunruhigung des Wildes), oder umgekehrt könnte sich die Kita durch die Jagd in ihrer pädagogischen Arbeit eingeschränkt fühlen.
Lösungsstrategien: Kommunikation ist der Schlüssel
Eine offene und partnerschaftliche Kommunikation ist die wichtigste Maßnahme zur Risikominimierung.
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Frühzeitige Kontaktaufnahme (Vor der Gründung!) Ermitteln Sie über die Gemeinde oder das Forstamt den zuständigen Jagdpächter für Ihr potenzielles Gebiet. Suchen Sie das persönliche Gespräch, stellen Sie Ihr pädagogisches Konzept vor und erläutern Sie Ihre geplanten Nutzungszeiten und -orte.
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Schriftliche Kooperationsvereinbarung treffen Halten Sie die wichtigsten Absprachen schriftlich fest. Dies schafft Verbindlichkeit und Klarheit für alle Seiten. Inhalte der Vereinbarung sollten sein:
- Definition des Kerngebiets der Kita.
- Regelmäßige Nutzungszeiten der Kita (z.B. Mo-Fr, 8-14 Uhr).
- Informationspflicht: Der Jagdpächter informiert die Kita-Leitung rechtzeitig (z.B. 1-2 Wochen im Voraus) über geplante Gesellschaftsjagden.
- Kommunikationswege: Klare Ansprechpartner und Telefonnummern für den Notfall oder kurzfristige Absprachen.
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Klare Verhaltensregeln für den Kita-Alltag Integrieren Sie klare Regeln in Ihr pädagogisches Konzept und üben Sie diese mit den Kindern ein:
- Hochsitze sind tabu: Das Klettern auf jagdliche Einrichtungen ist grundsätzlich verboten.
- Sichtbarkeit erhöhen: An Tagen mit erhöhtem Jagdbetrieb (z.B. in der Hauptjagdsaison im Herbst) tragen alle Kinder und Erzieher gut sichtbare Warnwesten.
- Wege nicht verlassen: Bei Unsicherheit oder in unübersichtlichem Gelände bleibt die Gruppe auf den Wegen.
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Jäger als Partner begreifen Sehen Sie die Jäger nicht als Störfaktor, sondern als Experten und potenzielle Bildungspartner. Ein Jäger kann den Kindern Tierspuren zeigen, über die heimische Tierwelt erzählen und so zu einem wertvollen Teil Ihres Netzwerks werden.
Letzte Aktualisierung: 17. August 2025